Laufbericht zum Halbmarathon in Frankfurt #mainova
Das Wetter
Es sieht nicht gut aus am Wettkampfsonntag. Der Himmel ist verhangen. Immer wieder schauert es, als ich mich morgens früh um 07.00 auf den Weg nach Frankfurt mache. Außerdem ist Tief “Eberhard” im Anmarsch. Keine guten Aussichten für einen sonnigen, frühlingshaften Halbmarathon (#mainova) vor der Skyline des Frankfurter Bankenviertels. Unterstützt werde ich heute von einem erfahrenen Läuferkollegen, der mich in meiner Wunschzeit ins Ziel bringen soll 😉 So ist der Plan.
Die Location
Am Frankfurter Fußballstadion angekommen, ist es mit dem Wetter nicht wirklich besser geworden. Wir bahnen uns unseren Weg vom “Gleisdreieck” Richtung Commerzbank-Arena durch den von Pfützen übersäten, schlammigen Parkplatz. Dazu bläst ein frischer, böiger Wind und mit knapp 10 Grad ist es saukalt. Die Vorstellung, die nächsten eineinhalb Stunden bis zum Start irgendwo in einer zugigen Stadionecke zu verbringen und mich irgendwie warm zu halten, demotiviert mich schon, bevor ich richtig da bin. 🙁 Knapp 6.000 Läufer sind gemeldet. Diese werden die Veranstalter wohl kaum in die heiligen Hallen der Business-Lounge stürmen lassen. Doch hoppla, was ist das? Tatsächlich steht allen Läufern das Innere des Stadions nebst Business-Lounge für den Aufenthalt vor dem Start offen. Unsere Laune steigt schlagartig, und wir können uns in Ruhe – und vor allen Dingen im Warmen – auf unseren Lauf vorbereiten. Die Massen verteilen sich so weit, so dass es sogar genug Sitzplätze für die Teilnehmer gibt. Ein großes Lob an die Organisatoren an dieser Stelle. Die Schlange vor den Toiletten wird jetzt von Minute zu Minute länger. Also schnell noch einen “PitStop”, bevor das Rennen ohne uns startet.
Die letzten Vorbereitungen
Stressfrei können wir unsere Klamotten richten und die Schuhe schnüren. Noch 45 Minuten bis zum Start.
- Laufuhr startklar? Check!
- Startnummer mit Transponder sicher angebracht? Check!
- Regenjacke am Start? Check!
- Wasser für die ersten Kilometer dabei? Check!
- Energieriegel eingepackt? Check!
Ok. Was fehlt noch?
- Genug Motivation vorhanden? Check! – Kann losgehen jetzt.
Draußen wird es immer wuseliger, und der Adrenalinspiegel steigt mit vorrückender Stunde.
Endlich nach draußen
Noch zwanzig Minuten. Endlich nach draußen und schon mal warm machen. Der Regen hat eine Pause gemacht. Locker traben wir die ersten Meter und bringen durch die Bewegung unseren Eustress-Level etwas nach unten. (Eustress bedeutet übrigens guter, positiver Stress; für die Nicht-Griechen unter uns.) Ein paar Minuten später sind wir auf Betriebstemperatur. Jetzt aber ab in den Startblock. Noch 5 Minuten. Wir reihen uns irgendwo im Block für die Zielzeit zwischen 01:55 h und 02:10 h ein.
sichtliche Vorfreude Foto: K. Perrey
Der Start
Die Eliteläufer sind schon auf der Strecke. Das gewöhnliche Fußvolk darf im ehrfurchtsvollen Abstand von 5 Minuten dann auch endlich starten. Es ist exakt 10.13 Uhr als wir die Startlinie überqueren. Es kann losgehen. Das Gedränge ist groß und die Strecke wird erst allmählich etwas breiter. Mit einer Pace von 06:23.1 auf dem ersten Kilometer liegen wir schon weit unter dem, was wir uns als Zielzeit vorgenommen haben. Nach dem Motto “beat yesterday” sollen heute mindestens 02:13:33 auf der Urkunde stehen, wenn wir die Ziellinie überschritten haben. Auf der Strecke durch den Stadtwald lichten sich die Reihen ein wenig und wir pacen uns auf ca. 6 min/km ein. Läuft doch.
Läuft!
Trotz wieder einsetzenden Regens laufen wir entspannt plaudernd durch ein Gewerbegebiet. Mein Laufpartner Tobias unterhält mich gut mit Anekdoten aus seiner Erfahrung als Marathonläufer. Ich nehme es als Motivation für mein nächstes großes Ziel und bin dankbar für die Ablenkung. Die Zeit vergeht wie im Flug und der Regen wird stärker. Schaulustige oder laufinteressierte Zuschauer suchen wir am Strassenrand vergebens. Kein Wunder. Bei dem Sauwetter. Also laufen wir im gleichen Tempo weiter. Ich nippe hin und wieder an meiner Wasserflasche, die ich mir in meine Gesäßtasche geklemmt habe. Das hat bei meinen langen Läufen im Training auch immer gut funktioniert. So sparen wir uns das Gedränge an der ersten Verpflegungsstation, was ein guter Tipp meines Laufpartners war.
Rhythmusstörungen bei Kilometer 10
Bei Kilometer acht angekommen, verläuft die Strecke jetzt direkt am Mainufer mit Blick auf die Skyline von “Mainhatten”. Mittlerweile hat der Regen aufgehört. Sogar ein paar Sonnenstrahlen finden den Weg durch die Wolken. Im Nu wird es jetzt richtig warm, und ich muss meine Regenjacke jetzt ausziehen. Als ich sie um meine Hüfte binden will, macht es einmal “Ploing” und meine Wasserflasche kullert hinter mir auf der Strecke. Instinktiv will ich mich umdrehen und sie wieder aufnehmen. Im Bruchteil einer Sekunde lasse ich mein Vorhaben bleiben, als ich den nachfolgenden Läufer dabei fast zum Sturz bringe, und begebe mich wieder brav auf die Strecke. Mein Laufrhythmus ist gestört und auch mental bin ich etwas zurückgeworfen. Ausgerechnet jetzt, wo es doch für die zweite Hälfte wichtig gewesen wäre, eben nicht aus dem Tritt zu kommen. Außerdem werde ich jetzt noch mehr Zeit verlieren, weil ich an der nächsten Verpflegungsstation mehr Wasser zu mir nehmen muss als gewollt, da meine Notration jetzt weg ist.
Die “Energie-Bombe”
Mit meiner inneren Ruhe ist es vorbei. Es folgt ein Anstieg. Weg vom Mainufer, wieder hoch auf die Strasse. Ich spüre auch, wie jetzt meine körperlichen Kräfte etwas nachlassen. Bei Kilometer 11 nutze ich den Boxenstopp, um Wasser zu trinken. Jetzt ist es auch Zeit für einen Energieschub, und die “Energie-Bombe” von Seitenbacher ein echter Helfer in der Not. Hierzu wäre zwar ein weiterer Schluck Wasser hilfreich gewesen, doch manchmal sind die Dinge eben wie sie sind. Die süße Masse klebt jetzt an meinem Gaumen, und ich hab echte Schwierigkeiten, das Zeug erbrechungsfrei herunterzuschlucken. Zukünftig werde ich wohl darauf achten müssen, den Riegel in kleinere Portionen aufzuteilen. Zur längerfristigen Energiegewinnung ist die Energiebombe trotzdem sehr zu empfehlen. Ich kriege letztlich alles ohne Zwischenfälle geregelt, und auch unsere Pace kommt wieder in die Spur.
Die letzten Kilometer
Statt Energiebombe entscheide ich mich jetzt bei Kilometer 15 für die bereitgestellte Banane, die deutlich besser flutscht als der Riegel. Einen Kilometer braucht es dann aber noch, bevor der neuerliche Energieschub wirkt. Zwischendurch schauen wir uns an: “Hey, und alles freiwillig!” “Ja”, denke ich,”stimmt! Los jetzt!” Auf den letzten Kilometern überholen wir jetzt immer mehr Läufer, was noch mehr Motivation schafft. Viele haben schon in den Gehmodus gewechselt. Andere werden auf dem Asphalt liegend ärztlich behandelt. Das Ziel vor unserem geistigen Auge lässt uns jetzt immer schneller werden. Es läuft wieder! Gegen Ende sind wir wieder bei einer guten 6er Pace. Jetzt will ich endlich ankommen!
Noch ne Brücke!? Ich könnte k…
Kilometer 20 hält noch eine besondere Überraschung bereit. Whaaat? Eine Brückenquerung kurz vor dem Ziel? Fiese Sache das. Aber was soll´s. Wer danach dachte, es ginge jetzt schnurstracks in die zum Greifen nah gelegene Commerzbank-Arena ins Ziel, wurde schnell eines Besseren belehrt. Gefühlt erst zwanzig Kurven weiter, gelangen wir schließlich durch einen breiten Tunnel ins Rund der Arena. Die Ziellinie vor uns motiviert noch ein letztes Mal, die übrig gebliebenen Energiereserven auf die Bahn zu bringen. Mit einer letzten Rundenpace von unter sechs Minuten schaffen wir es über die rote Kunststoffmatte ins Ziel. Ich bin glücklich über eine neue persönliche Bestzeit von 02:10:11 und habe die Zeit im Vergleich zu meinem ersten Halbmarathon um drei Minuten und 23 Sekunden verbessert. Mehr wollte ich gar nicht.
Fazit
Ein toller Lauf mit einer guten Organisation.
Es ist von großem Vorteil, von einem erfahrenen Läufer begleitet zu werden. Er bringt Ruhe und Gelassenheit auf die Laufstrecke und weiß, wie man gut und gleichmäßig pacen kann. Letztlich habe ich es nur meinem erfahrenen Laufpartner zu verdanken, dass ich mein Ergebnis aus dem Vorjahr so gut verbessern konnte. Gerne wieder, Tobias!
Ein Wermutstropfen ist, dass es für dieses Event keine Medaille mehr gibt. Diese wurde laut Veranstalter aus Kostengründen gestrichen. Für eine so große Stadt wie Frankfurt ist das ein Armutszeugnis. Und für das Startgeld sollte das allemal drin sein. Ansonsten wird sich doch wohl unter den ganzen Banken und Unternehmen in Frankfurt jemand finden lassen, der so eine Teilnahme-Medaille sponsert. Das sind ja nun wirklich “Peanuts” meine Herren.
Ich hoffe, mein Laufbericht hat Euch motiviert, dabei zu bleiben. Vielleicht habt Ihr Euch heute neue Ziele gesetzt. Z.B. einen Halbmarathon zu laufen? 😉
Weiterhin viel Spaß beim Laufen! Vor allen Dingen: Bleibt gesund!
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Fotos: Daniel Bär, Klaus Perrey, Wolfgang Nass