Schläfst Du noch oder läufst Du schon? – Morgenlauf



Raus aus dem Bett – rein in die Laufschuhe

Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt, dass ich einmal meinen Wecker stellen würde, um noch vor der Arbeit laufen zu gehen: ich hätte ihn für verrückt erklärt. Derzeit bereite ich mich auf meinen ersten offiziellen Halbmarathon vor. Hierzu trainiere ich gezielt nach einem Plan, der mich spätestens nach 2 Stunden und 15 Minuten ins Ziel bringen soll. Für mein Traumziel  (< 2 Stunden) müsste ich laut Plan 4 x die Woche laufen gehen. Da mir für dieses Ziel die zeitlichen Ressourcen fehlen, habe ich meine Ansprüche etwas heruntergeschraubt.  Jetzt stehen 3 Einheiten pro Woche auf dem Programm.

Vom Schattensuchläufer zum Earlybird-Runner

“Plan ist Plan”, sage ich mir. Und so will ich das auch durchziehen. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, das eine derartige Hitzewelle anrollt, die mir – egal zu welcher Uhrzeit – sämtliche Flüssigkeitsreserven in Nullkommanix aus dem Körper saugt. Da nutzt es auch nichts, abends hektisch als Schattensuchläufer durch den Wald zu hopsen. Nach einer halben Stunde “lockerer Dauerlauf” sind sämtliche Schweißvorräte verdunstet. Und die Intervalle kommen erst noch. Ok, die langsamen Dauerläufe fallen auf das Wochenende, aber auch da ist morgens ab 8.00 Uhr Schluss mit frischer Morgenluft.  Und Besserung in Form von sinkenden Temperaturen ist auch nicht in Sicht. Was also sind die Alternativen, wenn ich meinen Trainingsplan konsequent umsetzen möchte?

Neue Weckzeit: 4.50 Uhr

Ich hab´s dann echt getan. “Piep-piep-piep — piep-piep-piep”. Am Abend zuvor habe ich mir vorgenommen, nach dem ersten “Piep-piep-piep” noch zwei Gedenkminuten einzubauen, bevor ich endgültig meine Entscheidung treffe: “Los jetzt!” oder “eine Stunde weiterschlafen”. “Was solls!” habe ich mir schon nach einer halben Minute gesagt. Wozu habe ich gestern vor dem Schlafengehen Laufschuhe, Laufuhr und Klamotten so gerichtet, dass ich wenig Zeit verliere und gleichzeitig den Rest der Familie nicht aufwecke? Also “Los jetzt!”

Die ersten Schritte – “Wie geil ist das denn?”

Rein in die Laufschuhe und vor dem Start noch ein großes Glas Wasser getrunken und eine Banane gegessen. Ich war fast ein bißchen aufgeregt, als ich vor die Haustüre trat und mir dachte, wie verrückt mich alle halten würden,  wenn sie mich um diese Uhrzeit im schreiend gelben Laufshirt auf dem Weg in den Wald sehen würden. Die ersten Atemzügen glichen einer Offenbarung, und ich saugte die kühle Luft tief in meine Lungen ein. Mit den ersten Schritten gab es kein Halten mehr. “Wie geil ist das denn?” dachte ich, und ließ die Erinnerung an das miefige Schlafzimmer von eben mit jedem Laufschritt weiter hinter mir. 3o Minuten “lockerer Dauerlauf” standen heute auf dem Plan. “Schade, dass ich nicht noch früher aufgestanden bin”, dachte ich. Bei diesen Außenbedingungen könnte ich heute leicht eine ganze Stunde laufen.  Ja, jetzt hakte es bei mir völlig aus.

Guten Morgen Frau Igel

Mit jeder Minute wurde es einen Tick heller, und fast wäre ich auf einen Igel getreten, der sich gerade daran machte, meinen Weg zu kreuzen, um sich nach der anstrengenden nächtlichen Nahrungssuche vermutlich irgendwo im Wald schlafen zu legen. Als ich nach halber Strecke über die Felder wieder in den Wald kam, um den Rückweg anzutreten, erhob sich just neben mir ein Graureiher in die Lüfte, der sich wohl beim morgendlichen Jagen an dem kleinen Fluss gestört fühlte, den ich gerade überquerte. “Sorry!”, Mr. oder Mrs. Graureiher. “Guck! Ich bin schon wieder weg.”


Schwupps! – und viel zu schnell wieder zuhause

Ja und viel zu schnell ging die morgendliche Runde zu Ende. Viertel vor sechs war ich schon wieder zuhause angekommen. Jetzt duschen, Kaffee trinken, in die Zeitung gucken und ab zur Arbeit. Mittlerweile war auch meine liebe Frau aufgestanden. Dass ich tatsächlich “los” war, hatte sie gar nicht mitbekommen und hielt mich erwartungsgemäß für verrückt.

Motiviert in den Arbeitstag

Es gab kaum einen Tag, an dem ich so gut erholt und -trotz einer Stunde weniger Schlafes- so ausgeschlafen und gut drauf um 07.30 Uhr im Büro aufschlug. Und ich wusste, dass ich mir heute Abend keine Gedanken um die Erfüllung meines Trainingsplanes machen müsste.

Ich werde zum Wiederholungstäter

Angesichts der fortdauernden Hitzewelle war ich fast froh, dass zwei Tage später 40 statt 30 Minuten  auf dem Trainingsplan standen. So konnte ich ja wieder um 5 Uhr starten und sogar 10 Minuten dranhängen. Ich freute mich schon darauf,  auf diese Weise der unsäglichen Gluthitze des Tages entfliehen zu können. So wurde ich tatsächlich freiwillig zum Wiederholungstäter. Den darauffolgenden Arbeitstag habe ich besonders genossen, denn danach habe ich erst einmal Urlaub und kann meinen Trainingsplan die nächsten zwei Wochen etwas flexibler gestalten. Nicht auszuschließen, dass ich die eine oder andere Einheit nicht doch wieder um 5 Uhr  morgens beginne. 🙂 Wer also von Euch ähnliche Gedanken hegt, seine Läufe auf den frühen Morgen zu verlegen, dem kann ich nur dazu raten. Es lohnt sich: Ihr werdet den ganzen Tage von einem guten Gefühl  begleitet werden und mit Sicherheit auch zum Wiederholungstäter werden!

Fotos: lizenzfrei von pexels.com

 

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