Volksfeststimmung
Gechillte Volksfeststimmung herrscht am Freitagabend am Ettlinger Stadtbahnhof. Es ist sonnig und trocken. Das Thermometer zeigt etwas über 20 Grad. Über 1.000 gemeldeten Läuferinnen und Läufer warten gegen 19.30 Uhr teils hufscharrend aber auch mit stoischer Gelassenheit auf den erlösenden Startschuß. Emotional würde ich mich irgendwo dazwischen verorten. Gelassen, aber doch irgendwie nervös angesichts der vorangeschrittenen Stunde und nach einem 8-Stunden-Arbeitstag. Bewusst habe ich mir für heute keine Ambitionen auf eine besonders gute Zeit gesetzt. Alles unter 60 Minuten ist ok. Ich will einfach die gute Stimmung genießen und laufen.
Viel zu schnell gestartet
“Peng!” Es geht los. Schwupps bin ich schon auf der Strecke. Das ewige Getippel, bis du über die Startlinie bist – wie bei der Badischen Meile – gibt´s hier nicht. Einen gemütlichen Start wollte ich hinlegen. Mit´ner Pace knapp unter 6 min/km. Schließlich ist es auch noch ziemlich warm, und Schatten ist nicht in Sicht. An meinem Handgelenk summt meine Uhr. Um mich herum piepst und surrt es zeitgleich. Der erste Kilometer ist geschafft. 05:25 steht auf meinem Display. Ich kriege einen gehörigen Schreck. Viel zu schnell, Daniel. Wenn ich mit der Geschwindigkeit weiterlaufe, kommt spätesten nach 5 km und bei den Temperaturen mein klassischer Einbruch. Meist geht dann die Pace schlagartig in den Keller und ich nähere mich schnell den 6 Minuten.
Beste Stimmung in der Altstadt
Nach der Kehre bei der Automeile geht es über die Pforzheimer Strasse zurück Richtung Altstadt. An Geschwindigkeitsreduzierung ist nicht zu denken. Erstens fällt die Strecke jetzt wieder leicht ab, und unter den Bäumen ist es angenehmen schattig und kühl. “Na, das kann ja heiter werden”, denke ich und lass es einfach laufen, so gut es eben geht. In der Seminarstrasse um die Kurve, an den kleinen Lädchen vorbei und dann über die Brücke Richtung Marktplatz. Schlagartig wird es jetzt lauter. Vor den Cafés und Restaurants genießen die Gäste das bunte Laufspektakel und feuern zwischen Schnitzel, Bier und Schwarzwaldbecher die Läufer lautstark an. Standing Ovations gibt es auf dem Rückweg durch die Fußgängerzone bis zur Start/Ziellinie, wo wir mit Unterstützung einer großartigen Humba-Täterä-Band auf die 2. Runde geschickt werden.
Runde 2
Die gute Stimmung motiviert, und meine Geschwindigkeit bei Kilometer 3 liegt noch immer bei um die 05:30. Also nicht merklich langsamer. Durch die Schöllbronnerstrasse geht es in Runde 2. An der Verpflegungsstation greife ich das erste Mal zum Wasserbecher. Jetzt wird es in der Sonne doch wieder wärmer. Auf dem Rückweg zur Altstadt – zwischen Kilometer 5 und 6 – schnappt mir jemand meinen schon von weitem angepeilten Wasserbecher unangekündigt vor der Nase weg. “Mist”, denke ich. Jetzt dauert es wieder bis zur Runde 3. Prompt falle ich etwas zurück. Die gute Laune in der Altstadt ist ungetrübt und gibt die Motivation zurück.
Die letzte Runde
Die letzte Runde ist etwas kürzer als die anderen. Von hier aus sind es nur noch 3 Kilometer. Richtung Norden wird die Strecke gekappt, und es geht jetzt direkt an der kühlen Alb entlang zurück Richtung Altstadt. Vermehrt sehe ich jetzt einzelne, die in den Gehmodus gewechselt haben. Aber auch welche, die mit unglaublichem Speed an mir vorbeiziehen. Ich frage mich dabei, ob die mich veräppeln wollen. Denn so, wie die laufen, müssten die doch schon vor einer halben Stunde an mir vorbei gelaufen sein? Und eine Überrundung ist zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht mehr möglich. Eigenartig. Wie auch immer.
Im Ziel nach 00:54:57,69
Ich konzentriere mich auf den Schlußspurt und freue mich schon wieder auf die Gute-Laune-Truppe Ecke Marktplatz/Leopoldstrasse. Luft habe ich irgendwie auch noch. Ich mobilisiere meine letzten Kräfte und komme nach 54 Minuten 57,69 Sekunden glücklich ins Ziel. Die Stimmung im Zieleinlauf ist prächtig, und das Publikum feuert auch die Langsameren noch lautstark an. Mit einer persönlichen Bestzeit auf 10 km habe ich heute nicht gerechnet. Umso größer ist die Überraschung, als ich mir das offizielle Ergebnis ansehe. Aber irgendwie war es auch klar: Die Atmosphäre an der Strecke, das begeisterte Publikum und das Rahmenprogramm am Stadtbahnhof machen das Laufevent zu einer großartigen runden Sache. 🙂 Das motiviert. Für 2020 kommt der Altstadtlauf auf jeden Fall wieder in meinen Kalender! Vielleicht sieht man sich? Bis dahin und bleibt gesund.
Hallo Daniel,
der Altstadtlauf stand ursprünglich gar nicht auf meinem Programm – ich wurde im Rennwerk in Karlsruhe gefragt, ob ich dort laufen wolle. So kam’s, dass ich auch dort am Start stand. Die Stimmung in der Altstadt ist wirklich der Hammer und entschädigt für den verhältnismäßig einsamen und dann auch noch ansteigenden ersten Teil der drei Runden.
Wie Du auch fand ich den abkürzenden Teil der dritten Runde an der Alb richtig schön – das macht richtig Spaß dort. Ich hoffe, dass der Lauf nächstes Jahr wieder in meinen Plan passt – nicht lange vorher dürfte ja der Festungslauf in Philippsburg auf dem Plan stehen.
Viele liebe Grüße
Talianna