Warum Trainingspausen gesund sind und keinen Leistungseinbruch verursachen

Die Angst vor dem Leistungsverlust

Wer mein Lauftagebuch verfolgt, kann sehen, dass mit Ausbruch der vorsommerlichen Affenhitze Ende Mai wenig war mit Training. Ok, ab 06. Juni waren wir eine Woche im Urlaub, aber schon mein Lauftag am 27.Mai war für mich die reinste Katastrophe. Nach 7 km war Schluss. Total erschöpft und frustriert. Bis ich dahinter kam, dass es wohl an den Außentemperaturen von fast 30°C gelegen haben muss. Vor meinem Urlaub wollte ich auf jeden Fall noch eine Trainingseinheit absolvieren. Ich quälte mich deshalb am 02. Juni bei ähnlich hohen Temperaturen (31°C) erneut über meine gesamten Strecke. Diesmal schaffte ich tatsächlich die avisierten 1o km.  Warum ich das tat? Ich hatte einfach Angst, dass ich nach längerer Trainingspause nicht mehr sofort das Leistungsniveau erreichen würde, das ich vor dem 02. Juni hatte.

13 Tage Pause

 

Als wir am 13. Juni aus Kreta zurück waren, schnürte ich zwei Tage später erneut meine Schuhe. Schließlich lagen jetzt 13 Tage Pause hinter mir. Das Thermometer zeigte knapp über 20°C an. Trotzdem wollte ich heute bewusst nur eine kleine Einheit zurücklegen, um wieder etwas Spaß und Motivation beim Laufen zurück zu bekommen. Der Frust der letzten Aktionen steckte noch tief in mir. Nach dem Motto “weniger ist besser als gar nichts” absolvierte ich meine Mini-Runde. Danach war ich zwar glücklich, mich aufgerafft zu haben aber ziemlich unglücklich über die läppischen 4,5 km und noch viel unglücklicher über die die miese Zeit. In den nächsten Tagen stiegen die Temperaturen wieder auf 37°C an und ans Laufen war nicht zu denken. Stattdessen kühlte ich mich jetzt täglich im Freibad ab, schwamm ein paar Bahnen und legte mich ansonsten auf die faule Haut.

10 Tage Pause

Nach weiteren zehn Tagen sah ich alle meine bisher erreichten Laufziele verloren und stellte mir vor, wie mühsam es sein würde, mal wieder locker die üblichen 10 km zu reißen. Dennoch musste es irgendwie weiter gehen. Trotz der gleichbleibend hohen Temperaturen von deutlich über 25°C wollte ich endlich mal wieder auf die Strecke und nahm mir wenigstens 5 km vor. Leider schaffte ich es dieses Mal wieder nur,  3 km am Stück zu Laufen und musste während der letzten Kilometer zwei Gehpausen einlegen. Mein Puls stieg bei der geringsten Belastung sofort auf 170, was meinen Kreislauf in ernste Schwierigkeiten brachte. Das Laufen brachte keinen Spaß mehr. Genervt beschloss ich, bei Temperaturen ab 25°C endgültig auf das Training zu verzichten und mich stattdessen am Sommer zu erfreuen.

Schaffe ich es noch?

Als ich gestern gegen 17.00 Uhr von der Arbeit nach Hause kam, lagen die Temperaturen endlich mal wieder bei unter 20°C. Ich nahm mir fest vor, mich sofort in meine Laufklamotten zu stürzen als über Graben-Neudorf dunkle Gewitterwolken aufzogen. Um meine technische Ausrüstung nicht zu gefährden, wartete ich noch ab. Wie so oft, verzogen sich die Wolken wieder, nachdem ein paar kräftige Böen durch die Strassen gezogen sind und ein paar Regentropfen gefallen waren. Das drohende Unwetter blieb aus. Gegen 19.00 Uhr ergriff ich meine Chance und machte mich auf den Weg in den Wald. Ich wußte noch nicht, wie viele Kilometer es heute werden würden und machte es von meinem Gefühl abhängig. Auf keinen Fall würde ich heute gehend und mit hängender Zunge wieder zuhause ankommen. Vorher würde ich rechtzeitig umkehren. 

Erleichterung

Nach dem ersten Kilometer lag die Pace bei 5:37 Min. und der Puls bei 141 Schlägen. Das überraschte mich, lag das Ergebnis bei meinen letzten Läufen meist schon bei einer Pace von fast 6:00 Min. und einem Puls von 161. Ich fühlte mich ausgesprochen gut, so dass schnell klar wurde, dass ich mein 1o km-Ziel dieses Mal schaffen wollte. Und siehe da, es lief wie am Schnürchen. Ich hatte wieder richtigen Spaß und joggte meine 10 km ohne Probleme. Es hätten heute auch elf oder zwölf Kilometer sein können. Doch das Halbfinale des Confederation-Cups lief schon als ich wieder zuhause ankam. Vorbei die Angst, ich müsste wieder bei Null anfangen. Nach viereinhalb Wochen Zwangsregeneration waren meine Befürchtungen, ich müsste mit einem prinzipiellen Leistungseinbruch rechnen, verflogen. Auch Lauftrainer und Physiotherapeuten halten diese Angst für unbegründet. Ganz so schnell geht der Trainingseffekt nicht verloren.

Das mit der Sportsucht

Ich fragte mich nach dieser Erfahrung, ob der starke innere Antrieb, auf die Laufstrecke zu gehen, irgendwie bedenklich sei – psychisch, meine ich. Stecke ich schon mitten in einer Sportsucht? Nein. Allerdings stehen Läufer, die sich derartigen Ängsten vor Leistungsverlust extrem gegenüber stehen, durchaus vor der Frage, was sie mit dem Laufen eventuell kompensieren. Hierzu habe ich einen spannenden Blogartikel von Paula gefunden, der das Phänomen der Sportsucht näher beleuchtet. Für mich persönlich sehe ich nach dem Lesen dieses Artikels keine ernsthafte Gefahr, da Spaß, Gesundheit und Fitness im Vordergrund stehen. Allerdings muss ich zugeben, dass mir das regelmäßige Laufen fehlt, wenn ich mal nicht so kann, wie ich will. Habt Ihr auch manchmal den Eindruck, dass Ihr schon süchtig seid? Ich freue mich auf Eure Kommentare!


Foto: © Daniel Bär



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