Herbstlauf – Warum wir mit fallenden Außentemperaturen schneller werden

Herbstläufe sind schön




Wenn die Tage kürzer, die Schatten länger werden und sich der Herbst ankündigt, dann steigt bei mir die Lust, wieder mehr und weiter zu laufen.  Die Luft ist kühler, das Licht wird weicher und der nahende Herbst leuchtet in den schönsten Farben. Das Laufen fällt mir leichter als im Sommer, und ich fühle mich insgesamt leistungsfähiger. Das spiegelt sich auch in der Pace, in der Zeit pro gelaufenem Kilometer wider. Dabei bin ich die letzten Male gar nicht bewusst auf eine “gute Pace” gelaufen. Es ergab sich einfach so.  

Wasser aus allen Poren

Nicht nur einmal habe ich vor der Sommerhitze hier am Oberrhein kapituliert. Mein Puls stieg in ungeahnte Höhen und das Wasser lief mir auch noch nach dem Lauf minutenlang aus allen Poren. Man wundert sich, wie viel Flüssigkeit in einem steckt. Im Ergebnis habe ich im Sommer das Lauftraining reduziert. In Strecke und Geschwindigkeit. Die Angst, dass ich, wenn ich weniger laufe, Leistung einbüße, hat sich schnell als unbegründet herausgestellt. Doch warum ist es so, dass es uns bei kühleren Temperaturen leichter fällt, zu laufen?

Was passiert beim Laufen in großer Hitze?

Bei einer Körpertemperatur von mehr als 37,5 °C weiten sich die Blutgefäße, um die Wärme schneller nach außen zu leiten. Dadurch werden sie stärker durchblutet, der Puls steigt, und die Schweißdrüsen nehmen ihre Arbeit auf. Leidtragende dieser Kühlaktion sind die anderen innere Organe und der Kopf. Kein Wunder, wenn es einem dann schwindelig wird. Läuft man dazu noch in der prallen Sonne, arbeitet der Körper noch stärker gegen die drohende Überhitzung an. Durch den Wasserverlust gehen dem Körper außerdem wichtige Mineralstoffe / Elektrolyte wie Magnesium und Kalium verloren. In Folge dessen verdickt sich das Blut. Im Extremfall kommt es zum Organversagen, weil das verdickte Blut das Gewebe nicht mehr ordentlich versorgen kann.

Wasserverlust bis zu 4 l möglich

Schwindelgefühle können auch durch den Wasserverlust auftreten. Wer fünf bis acht Prozent des Körpergewichts davon verliert, dem drohen Schwindelgefühle. Bei einem Körpergewicht von 80 kg sind das 4 Liter Wasser. Eine kritische Menge. Der Wasseranteil im menschlichen Körper liegt bei einem Erwachsenen in etwa zwischen 50% und 60%. Ein Ausdauersportler verliert bei einer Außentemperatur von 25-30°C etwa einen Liter Flüssigkeit. Steigt die Temperatur auf 30-35°C an, kann man von ungefähr 2 Litern Flüssigkeitsverlust ausgehen. Bei Außentemperaturen von 35-40°C  verliert ein Läufer auch schon mal bis zu 4 Liter Flüssigkeit. Eine feste Formel für diese Berechnung gibt es nicht. Dafür spielen zu viele andere Faktoren eine Rolle.

Warum der Herbst schneller macht

Mein Puls erreichte bei meinen Läufen im Sommer locker die Marke von 175 bis 180 Schlägen pro Minute. Schneller oder weiter bin ich deswegen nicht gelaufen. Einen Trainingseffekt hatten diese Einheiten offenbar doch. Bei meinen letzten Läufen war es draußen schon merklich kühler. Dabei stellte ich fest, dass das Laufen deutlich angenehmer war. Wo im Sommer noch der Puls nach den ersten zwei Kilometern hochschnellte, blieb er jetzt konstanter. Wo mich die brütende Hitze vor einigen Wochen noch zwang, meine Laufgeschwindigkeit zu reduzieren, konnte ich die letzten Male kontinuierlich weiter laufen. Rückblickend merkte ich, wie sehr der Körper im Sommer mit dem Kühlen beschäftigt war und welche Energie er dafür aufwenden musste. Da ich mittlerweile eine Herzfrequenz  von durchschnittlich 175 gewöhnt war und ich nach 3 Kilometern immer noch bei 160 Schlägen lag, entschied ich,  das Lauftempo über kurze Distanzen zu erhöhen. Manchmal waren es zwanzig, manchmal auch fünfzig oder hundert Meter. Dabei orientierte ich mich an landschaftlichen Markierungen. Bäume oder Wegzweigungen zum Beispiel. Danach lief ich wieder etwas langsamer, bis ich mich für die nächste Temposteigerung fit fühlte. Daraus entwickelte sich mit der Zeit ein kurzweiliges Fahrtspiel, bei dem ich mich nie überanstrengte sondern nach Lust und Laune agierte. Am Ende standen nach 10 km 58:18 Min. auf der Uhr, ohne dass ich gezielt darauf hingearbeitet hätte. Ich war selbst überrascht.

Den Sommer für den Winter nutzen

Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass es damit zu tun hat, dass ich auch die heißen Sommerläufe mitgenommen habe. Auch wenn es frustrierend war, dass ich Distanz und Tempo witterungsbedingt herunterfahren musste, blieb im Nachgang die Erkenntnis, dass mir die hitzebedingte hohe Herzfrequenz als zusätzlicher Antrieb für die kalte Jahreszeit zur Verfügung steht. Es ist keine Schande, im Sommer das Laufpensum herunter zu fahren. Im Winter zahlt sich das reduzierte Hitzetraining trotzdem aus, und Ihr ersteht wie Phoenix aus der Asche, während die Natur einen Gang zurückfährt. Mit jedem Lauf zeigt der Wald ein neues Gesicht. Darauf freue ich mich, wenn ich demnächst wieder meine Schuhe schnüre.


Fotos: www.freepexels.com (lizenzfrei)



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