Keine x-te Einrichtungsanleitung
Über Einrichtung und Anwendung eines Ledger Nano X ist im Netz schon so viel veröffentlicht worden, dass ich im Folgenden darauf verzichten werde, die x-te Anleitung zu diesem Thema zu verfassen. Ich möchte deshalb eher der Frage nachgehen, wann die Anschaffung einer Hardwarewallet eine wirklich sinnvolle Investition ist.
Vorteile – Sicherheit
Wer Kryptowährungen als Langzeitinvestition sieht und beispielsweise Bitcoin dauerhaft halten (HODLEN) möchte, ohne den Coin an einer Börse zu handeln, für den ist ein Ledger Nano genau das Richtige. (Es tut dann aber auch der kleine Bruder Ledger Nano S). Wer den Ledger Nano als neues Gerät einrichtet, kann zu 100% sicher sein, dass die dort erstellten Schlüssel die Hardware nicht verlassen. Ein Hackerangriff auf Eure Coins ist damit ausgeschlossen.
Was passiert, wenn der Ledger Nano verloren geht?
Natürlich ist es extrem wichtig, dass Ihr den Schlüssel / Recovery Seed, der bei der Ersteinrichtung erstellt wird, irgendwo sicher notiert. Bewahrt ihn für Dritte unzugänglich auf. Den braucht Ihr nämlich dann, wenn Euer Ledger Nano verloren geht, gestohlen wird oder zerstört wird. Verliert Ihr allerdings den Schlüssel / Recovery Seed, dann ist der Zugriff auf Eure Coins unwiederbringlich verloren.
Keine Panik: Wiederherstellung des Wallet möglich
In allen anderen Fällen könnt Ihr Eure Wallet mit dem notierten Schlüssel auf jedem anderen Ledger Nano oder einer anderen Wallet wiederherstellen. Voraussetzung ist, dass die Wallet den BIP39/BIP44 – Standard unterstützt, was in den allermeisten Fällen gewährleistet sein dürfte. Es ist wichtig zu wissen, dass die Funktion des Schlüssels lediglich darin besteht, auf die Stelle in der Blockchain zu verweisen, in der Eure Coins liegen. Eure Kryptomünzen “liegen” also nicht irgendwo auf dem Ledger Nano, dem Handy, dem Tablet oder dem Desktop-PC “herum”. Auf den Schlüssel kommt es an.
Sollte Euer Ledger Nano gestohlen worden sein, benötigt der Dieb immer noch Euren 4-8-stelligen PIN-Code, um auf die Wallet zuzugreifen. Hinweis: Wählt zu Eurer eigenen Sicherheit deshalb immer einen 8-steligen Code. Auch wenn ein Zugriff auf Euren Ledger relativ unwahrscheinlich sein dürfte, transferiert Eure Coins nach dem Wiederherstellen am besten sofort auf eine andere, neu erstellte Wallet und sichert diese auf Eurem neuen Ledger Nano mit einer neu erstellten Recovery-Phrase.
Nachteile – Transaktionskosten
“Your keys, your coins” bedeutet, dass Ihr beim Ledger Nano selbst die Kontrolle über Eure Wallet habt. Was aber, wenn Ihr mit Euren Kryptos an einer Börse damit handeln wollt? Hierfür müsst Ihr die Coins aus Eurem sicheren Ledger Nano-Wallet auf Euren Account an die Kryptobörse transferieren. Das bedeutet, dass Ihr hierfür eine Transaktion auf ein externes Wallet durchführen müsst, für das Ihr dann keinen Schlüssel mehr habt. Auch wenn Ihr natürlich Zugriff auf Eure Wallet an der Börse habt, werden die Schlüssel zentral dort verwaltet. Für den Handel macht das durchaus Sinn, ist aber jedes Mal mit Transaktionsgebühren verbunden, wenn Ihr die Coins aus Eurem Ledger Nano an Euren Börsenaccount schickt oder umgekehrt in Euren Ledger transferiert. Wer also mit seinen Coins an der Kryptobörse regelmäßig handeln will, für den macht der Ledger Nano nur dann Sinn, wenn er z. B. Gewinne dauerhaft auf seinem Ledger Nano sichern will . Das Hin- und Herschieben von Euren Kryptos zwischen externer Wallet und Kryptobörse kann ansonsten ganz schön ins Geld gehen. Besonders, wenn es sich nur um kleinere Beträge handelt.
Bestehende Wallet auf den Ledger Nano bringen?
Da Transaktionskosten beim Bewegen von Kryptowährungen eine nicht unwichtige Rolle spielen, stellte ich mir die Frage, ob es denn möglich ist, z. B. die Coins meiner schon bestehenden Crypto.com-Wallet auch auf den Nano Ledger zu bringen. Damit ließen sich hohe Transaktionskosten für das Transferieren meiner Coins aus meiner Crypto.com-Wallet auf den Ledger Nano einsparen. Zusätzlich hätte ich parallel über das Handy jederzeit und schnell Zugriff auf die Assets. Die Crypto.com -Wallet habe ich nämlich schon eine Weile als App auf meinem Handy. Den Schlüssel / Recovery Seed habe nur ich. Niemand, auch nicht Crypto.com, hat Zugriff auf meine Coins in dieser Wallet. Ich wollte jetzt wissen, ob es möglich ist, die Handy-App-Wallet von Crypto.com mittels des Recovery Seeds auch auf meinem Ledger Nano “wiederherzustellen”. Bislang habe ich im Netz dazu nichts gefunden. Also habe ich meinen Ledger Nano X zurückgesetzt und richtete ihn neu ein, in dem ich so tat, als wollte ich die Wallet eines anderen Ledger Nano mittels “Recovery Seed” wiederherstellen. Dabei verwendete ich aber die zuvor notierte Wortfolge / den Seed meiner Crypto.com-Wallet-App. Und siehe da: Tatsächlich konnte ich die Crypto.com-Wallet auf dem Ledger Nano X “wiederherstellen” und hatte dort plötzlich Zugriff auf alle meine Coins, die ich auch auf meiner Crypto.com-Wallet -App hatte.
Sinn oder Unsinn?
War die Aktion jetzt sinnvoll oder eher überflüssig? Tja, das war die große Frage, die ich mir JETZT stellte. Wenn ich eine dezentrale Wallet, die ich als App auf dem Handy habe, auch dem Ledger Nano X “wiederherstellen” kann, dann sind die Geheimschlüssel sowohl auf meinem Handy als auch auf meinem Ledger Nano X hinterlegt. Es kann jetzt also nicht mehr davon die Rede sein, dass die Schlüssel den Ledger Nano nie verlassen. Umgekehrt ginge das nämlich auch, wenn man die Wallet des Ledger Nano auf der Crypto.com-Wallet-App “wiederherstellt”, indem man hierfür den Schlüssel / Recovery Seed der Ledger Nano-Wallet verwendet. Und wo liegt jetzt der Sicherheitsvorteil? Nirgendwo. In diesem Fall ist es absoluter Unsinn und überflüssig, wollte man der Ledger Nano so einsetzen.
Die Hardwarewallet macht nur Sinn, wenn die Wallet auf dem Ledger Nano erstellt wird und dort auch verbleibt und anschließend eben nicht auf einer anderen Plattform “wiederhergestellt” wird, was theoretisch natürlich möglich wäre. Somit macht nicht alles, was technisch machbar ist, auch wirklich Sinn. Genau das macht ja den Ledger Nano aus, dass die Schlüssel extern erstellt und gelagert werden, was einen Hackerangriff praktisch unmöglich macht. Je höher die Vermögen in Form von Kryptowährungen ist, desto mehr Sinn macht es, die zugehörigen Schlüssel auf dem Ledger Nano zu sichern und dort auch zu belassen. Schon bei wenigen Bitcoin dürften die vergleichsweisen geringen Transaktionskosten für einen HODLER kaum noch eine Rolle spielen.